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Freitag, 8. März 2013
Insieme
Kein graues Haar, Augen wirklich wie Schwarzkirschen, das Hemd hängt halb aus der Jeans, und bald zieht er den grauen Pullover natürlich nach Männerart über den Kopf, denn er arbeitet intensiv. Ab da nackte Haut über einem schwarzen Bund, wenn er die Arme hebt. Tenoren nennt er eine Ecke, Alten und Bassen eine andere, und sein Oxford English versetzt er mit sauber artikulierten deutschen Taktzahlen und einem breiten Daankeschen wenn er abbricht. You are the victim of your success, sagt er, wie der ganze Trupp müde wird um halb zehn, denn so ein bürgerlicher Arbeitstag ist lang und die Probe da schon dreieinhalb Stunden alt, und dass das Piano "more aquatic" sein möge. Lecker oder, sagt in der coffee break der kleine Süße zu mir, für dich oder für mich, sage ich, und wir müssen lachen und er seufzt und strahlt aus seinen Schultern. Harte Tage stehen bevor, aber wie schön ist es immer, jemanden leidenschaftlich arbeiten zu sehen.
[Vesper]
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Mittwoch, 27. Februar 2013
abends und auf Reisen am meisten, in den Nächten aber seine Küsse, ich denke mir das alles aus, bis Schlaf und Schweigen abends meise
[Komplet]
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Ein feste Burg
An dem Tag, an dem ich zwölfeinhalb Jahre alt wurde, fuhren wir wie an jedem Schultag mit dem Stadtbus nach Hause. Der Bus hieß Stadtbus, weil er nicht der Postbus war, wir lebten in einem insofern privilegierten Dorf, denn der Bus fuhr jede Stunde und nicht nur dreimal am Tag. Wir schlichen den steilen Berg hinauf, an dem im Winter die Autos mit Hinterradantrieb hängenblieben, krochen vorbei am Kindergarten "St. Marien" und an der Grundschule, die einfach nur Grundschule hieß, trugen unsere schweren ledernen Büchertaschen auf dem Rücken und quasselten müde über irgendwas. Wo die Steigung nachließ, bogen die beiden anderen links ab, sie wohnten im anderen Neubaugebiet, wo es schicke Bungalows mit dunklen glänzenden Fliesen im Wohnzimmer und mit Einliegerwohnungen mit reichen Omas darin gab, und ich ging weiter in die "Siedlung".
Ich hatte Geburtstag, und es war ein ganz besonderer. Rund konnten man ihn nicht nennen, aber ein Achtel Jahrhundert war eine gewisse Zeit, und ich empfand Bedeutung, die ich mir nicht erklären konnte, aber schon doch irgendwie. Ich bedauerte, dass ich an dem Tag, an dem ich ein Sechzehntel Jahrhundert alt geworden war, noch nicht in dieser Art hatte denken können, denn ich hätte das Gefühl damals gerne mit dem Gefühl verglichen, das mich schon den ganzen Vormittag so seltsam festlich gestimmt hatte. Ich konnte es niemandem erzählen, dass ich Geburtstag hatte, das war schon lange klar geworden, und was noch viel ärger war, ich konnte niemanden fragen, ob er ein Achtel Jahrhundert auch so viel toller fand als Zwölfeinhalb, und vor allem: warum. Es hatte etwas mit Zwei und Vier und Acht zu tun, soviel war klar, aber warum war das so schön? Warum war Drei und Neun und Siebenundzwanzig nicht so schön? Bestimmt, weil man 100 nicht durch Drei und ihre Verwandten teilen konnte. Durch Acht konnte man 100 aber genau betrachtet auch nicht besser teilen. Und was war an 100 so schön? Was hatten Nullen mit einem festlichen Gefühl zu tun?
Ich kam nach Hause, und wie jeden Tag stand genau um 13:55 Uhr ein Mittagessen mit kleinem Nachtisch fertig auf dem gedeckten Tisch, die Mutter legte nach dem Öffnen der Tür die Schürze ab, und man musste nur die Schuhe ordentlich ins Regal stellen und die Jacke an den Haken hängen und durfte sofort zum Essen kommen. Es gab wahrscheinlich Ripple mit Kraut oder Leber mit Apfel oder Fisch mit Reis und gekochtem Gemüse, und das war sehr gut so.
Ich hatte Geburtstag, und es war ein ganz besonderer. Rund konnten man ihn nicht nennen, aber ein Achtel Jahrhundert war eine gewisse Zeit, und ich empfand Bedeutung, die ich mir nicht erklären konnte, aber schon doch irgendwie. Ich bedauerte, dass ich an dem Tag, an dem ich ein Sechzehntel Jahrhundert alt geworden war, noch nicht in dieser Art hatte denken können, denn ich hätte das Gefühl damals gerne mit dem Gefühl verglichen, das mich schon den ganzen Vormittag so seltsam festlich gestimmt hatte. Ich konnte es niemandem erzählen, dass ich Geburtstag hatte, das war schon lange klar geworden, und was noch viel ärger war, ich konnte niemanden fragen, ob er ein Achtel Jahrhundert auch so viel toller fand als Zwölfeinhalb, und vor allem: warum. Es hatte etwas mit Zwei und Vier und Acht zu tun, soviel war klar, aber warum war das so schön? Warum war Drei und Neun und Siebenundzwanzig nicht so schön? Bestimmt, weil man 100 nicht durch Drei und ihre Verwandten teilen konnte. Durch Acht konnte man 100 aber genau betrachtet auch nicht besser teilen. Und was war an 100 so schön? Was hatten Nullen mit einem festlichen Gefühl zu tun?
Ich kam nach Hause, und wie jeden Tag stand genau um 13:55 Uhr ein Mittagessen mit kleinem Nachtisch fertig auf dem gedeckten Tisch, die Mutter legte nach dem Öffnen der Tür die Schürze ab, und man musste nur die Schuhe ordentlich ins Regal stellen und die Jacke an den Haken hängen und durfte sofort zum Essen kommen. Es gab wahrscheinlich Ripple mit Kraut oder Leber mit Apfel oder Fisch mit Reis und gekochtem Gemüse, und das war sehr gut so.
[Vesper]
Montag, 11. Februar 2013
Morgens die Liebe erwidert finden, und alle Blicke zurück verflochten in mondhelle Feste, die sich nicht verraten an den Tag, sondern nur dem gehören, der einen Schlaf hat aus lauter ferner Zeit; das und gestickte Monogramme sind keine Themen für eine wenig dringende Frage, aber dies, sogar für drei:
Kann man hex30 als runde Zahl bezeichnen? Kann man, klar, aber mit Recht? Welchem?
[Prim]
Samstag, 2. Februar 2013
coeli movendi et terra
Seine Mutter stand da und sah ihn und was sie ihm angetan hatten, und sie war voller Schmerz und weinte. Sie hatten ihn fertiggemacht, seine Seele hielt nicht stand, es war ein Jammer, und zum Schluss war das Schwert endlich mitten hindurch gegangen. Niedergeschmettert und traurig war sie, er war ihr einziger Sohn, und wie froh war sie um ihn gewesen. Zitternd sah sie, wie ihr Junge bestraft worden war.
Wem würden da nicht die Tränen kommen vor Mitleid, wenn er eine Mutter so verzweifelt sehen würde, bei einer solchen Hinrichtung? Ihr war klar, weil seine Freunde Scheiße gebaut hatten, hatte man ihn gequält und misshandelt, und sie musste zusehen, wie ihr Herzblatt einsam verreckte.
Francis Poulenc: Stabat mater
Gabriel Fauré: Requiem op. 48
Sandrine Piau, Sopran
Rudolf Rosen, Bariton
Norddeutscher Figuralchor
Bremer Philharmoniker
Leitung: Matthew Halls
11. und 12.03.2013, 20 Uhr
Glocke Bremen
Wem würden da nicht die Tränen kommen vor Mitleid, wenn er eine Mutter so verzweifelt sehen würde, bei einer solchen Hinrichtung? Ihr war klar, weil seine Freunde Scheiße gebaut hatten, hatte man ihn gequält und misshandelt, und sie musste zusehen, wie ihr Herzblatt einsam verreckte.
Francis Poulenc: Stabat mater
Gabriel Fauré: Requiem op. 48
Sandrine Piau, Sopran
Rudolf Rosen, Bariton
Norddeutscher Figuralchor
Bremer Philharmoniker
Leitung: Matthew Halls
11. und 12.03.2013, 20 Uhr
Glocke Bremen
[mors]
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Samstag, 26. Januar 2013
Nest verlassen
Frau König kommt nicht mehr nach Hause.
[Vesper]
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