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Donnerstag, 27. September 2012
In See fallen
Morgen einen Tag an die Nordsee. Einen Tag die Füße ins Wasser, die Eingeweide ausspülen im Salz, einen Tag Wind in den Haaren. Ein Sandförmchen finden vielleicht und ein paar neue Tage backen damit. Oder in den Kragen weinen oder einfach mal wieder aufregende Wörter denken. Die Feder mit Meerwasser aufziehen. Abends wie ein frischer Fisch riechen und nicht schlafen können.
[Vesper]
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Dienstag, 25. September 2012
Meisterwerkstatt
Der Chef kommt um die Ecke gedüst, hat eine Tüte mit Lebensmitteln im Fußraum, kurbelt das Fenster runter und sagt, ich habe hier griechisches Basilikum, das überlebt sogar den Winter. Ich sage, das ist doch Minze, nee, sagt er, das ist Basilikum, und pflückt vorsichtig den längsten Zweig ab. Gibt ihn mir mit dem Hinweis, dass er wurzeln werde nach ungefähr zwei Tagen im Wasser, und den Winter werde er auch überleben. Ich esse ein Blatt: Minzbasilikum. Schmeckt wie Kaugummi. Was ist das andere da in der Tüte, totes Schaf? Nein, griechische Wurst, leider tiefgefroren, sonst würde er mir auch davon was abgeben.
War das Autochen denn brav, frage ich? Ja, sagt er, Probefahrt gut gelaufen, alles bestens, nur der Unterboden ist nicht gewachst, ansonsten hat der nix. Öl ist auch gewechselt. Prima, sage ich. Mit ec-Karte kann man bei ihm nicht bezahlen, nicht wenn man keine Rechnung will, kommen Sie morgen wieder, oder ja, gerne auch heute abend noch in den Briefkasten werfen, und er rundet noch ein bisschen ab. Er nimmt mir das Zweiglein wieder ab, um es mir in einer griechischen Plastikwasserflasche (pfandfrei) mit vorsichtig durchbohrtem Deckel zurückzubringen. Hier noch Arbeitskarte, Checkliste, Serviceheft, Fahrzeugschein, Materialverbrauchsliste. Dunkelbraune Augen ohne Pupille. Wenn der mit jeder Kundin so flirtet, braucht er sich nie wieder Sorgen um seinen Betrieb zu machen. Gelernt ist gelernt und das Gelände vor der Werkstatt steht voller Aufträge. So muss das sein.
Ohne gezahlt zu haben, rolle ich vom Hof.
War das Autochen denn brav, frage ich? Ja, sagt er, Probefahrt gut gelaufen, alles bestens, nur der Unterboden ist nicht gewachst, ansonsten hat der nix. Öl ist auch gewechselt. Prima, sage ich. Mit ec-Karte kann man bei ihm nicht bezahlen, nicht wenn man keine Rechnung will, kommen Sie morgen wieder, oder ja, gerne auch heute abend noch in den Briefkasten werfen, und er rundet noch ein bisschen ab. Er nimmt mir das Zweiglein wieder ab, um es mir in einer griechischen Plastikwasserflasche (pfandfrei) mit vorsichtig durchbohrtem Deckel zurückzubringen. Hier noch Arbeitskarte, Checkliste, Serviceheft, Fahrzeugschein, Materialverbrauchsliste. Dunkelbraune Augen ohne Pupille. Wenn der mit jeder Kundin so flirtet, braucht er sich nie wieder Sorgen um seinen Betrieb zu machen. Gelernt ist gelernt und das Gelände vor der Werkstatt steht voller Aufträge. So muss das sein.
Ohne gezahlt zu haben, rolle ich vom Hof.
[Vesper]
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Sonntag, 23. September 2012
4,5 Misanthroptrien
Wenn man Schatten nicht mehr von Schmutz unterscheiden kann, dann wird es Zeit für eine neue Brille.
[Non]
Dienstag, 11. September 2012
Im Traum das Werk vollendet
Sehr sehr (in Worten: sehr) selten ist das Stück zu hören: die Deutsche Motette op. 62 von Richard Strauss. Auf Platte schon selten (es braucht mehrere Tage, das aufzunehmen), live in concert schlicht so gut wie außergewöhnlich totalselten. Warum das so ist? Weil es schwer ist, ein recht schweres Stück, und zwar in technischer Hinsicht. Zum Hören ist es einfach ein Traum. Das ganze große Internet gibt dafür nur zwei Aufführungstermine in diesem Jahr in Deutschland her, und das dürfte schon sehr viel sein für so ein einzelnes Jahr. Ein Konzert fand im Mai in der Berliner Philharmonie statt, es sang perfekt und schön der Berliner Rundfunkchor unter der Leitung von Michael Gläser. Zweitens kommt es am 7. Oktober in der Kirche St. Josef im Rahmen der Weidener Max-Reger-Tage dran, es singt dort ein anderer sehr guter Chor. Vierfach, also in 16 Stimmen geteilt, darüber ein Soloquartett, das jedoch als fünfter Chor nur einfach so mitsingt, als Glasur sozusagen auf einem vom Oberzuckerbäcker kreierten Spezialkuchen - komplex und voller ungewohnter Farben und Gerüche, fett und mit Schäumchen hier und da, und doch einfach so geraden Wegs in Brust und Bauch gehend das Zeug, wie es bei Strauss eben ist. Harmonik "mit alles". Sehr hohe und sehr tiefe Töne. Mixturen, Rhythmen, Fuge, romantische Wörter, erquicken zum Beispiel, oder umfangen oder Äther. Männer im Frack, Frauen in schönen Kleidern. Ein Dirigent wie keiner.
Unbedingt hinfahren! Unbedingt verrückt werden! Klingt alles wie Drogen auf Ausflug und gleichzeitig wie Deutschland im Sessel (und das in einer katholischen Kirche). Deutschland in einer empfindlichen, avancierten, opulenten und preziösen Zeit, Deutschland vor den Kriegen, aber heile trotzdem nicht. Text vom sagenhaften Friedrich Rückert - falls noch jemand zögert.
Außerdem gibt es noch das Vater unser von Max Reger zu hören, worüber ich mich vor einiger Zeit schon einmal geäußert habe. Mixturen, Rhythmen, Fuge auch hier, aber ganz anders. Schließlich noch zwei Regersche Choralfantasien für Orgel.
Wer da partout nicht zuhören will, kann sich ja trotzdem reinsetzen, den Kopf in den Nacken legen und ein bisschen die vollständige (!) Ausgestaltung der neoromanischen Kirche im Jugendstil (!) studieren. Auch schön. Ingesamt alles nicht ganz normal, und insofern dann doch.
7. Oktober 2012, 16 Uhr
Kirche St. Josef, Weiden in der Oberpfalz
Norddeutscher Figuralchor, Leitung Jörg Straube
Sebastian Küchler-Blessing, Orgel
Unbedingt hinfahren! Unbedingt verrückt werden! Klingt alles wie Drogen auf Ausflug und gleichzeitig wie Deutschland im Sessel (und das in einer katholischen Kirche). Deutschland in einer empfindlichen, avancierten, opulenten und preziösen Zeit, Deutschland vor den Kriegen, aber heile trotzdem nicht. Text vom sagenhaften Friedrich Rückert - falls noch jemand zögert.
Außerdem gibt es noch das Vater unser von Max Reger zu hören, worüber ich mich vor einiger Zeit schon einmal geäußert habe. Mixturen, Rhythmen, Fuge auch hier, aber ganz anders. Schließlich noch zwei Regersche Choralfantasien für Orgel.
Wer da partout nicht zuhören will, kann sich ja trotzdem reinsetzen, den Kopf in den Nacken legen und ein bisschen die vollständige (!) Ausgestaltung der neoromanischen Kirche im Jugendstil (!) studieren. Auch schön. Ingesamt alles nicht ganz normal, und insofern dann doch.
7. Oktober 2012, 16 Uhr
Kirche St. Josef, Weiden in der Oberpfalz
Norddeutscher Figuralchor, Leitung Jörg Straube
Sebastian Küchler-Blessing, Orgel
[virtus]
Montag, 3. September 2012
Wie groß die Liebe war, und immer noch fließen die Tränen - unheilbar.
Den Maßstab verfluchen, die Ruinen, die Scherze der Anspruchslosen.
Selbst schuldig bleiben, was versprochen war: fremd werden dem wüstentrockenen Verlangen, dem eigenen zuerst.
Den Maßstab verfluchen, die Ruinen, die Scherze der Anspruchslosen.
Selbst schuldig bleiben, was versprochen war: fremd werden dem wüstentrockenen Verlangen, dem eigenen zuerst.
[Komplet]
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